Wednesday 14 May 2014

FASHION & ART : "Fashion Rules" Ausstellung, Kensington Palast, London



Das britische Königshaus ist beliebter denn je, was gerade auf den jüngsten Thronanwärter zurückzuführen ist. Seit der kleine George im Juli 2013 das Licht der Welt erblickte, scheint es als vergehe kein Tag ohne eine Meldung aus dem Buckingham Palast. News rund um den Nachwuchs, doch die Meisten beschäftigt noch eine andere Frage: Was trägt Kate?

Genau dieses Phänomen: die Royals als Stilvorbilder, ist Grundlage der fantastischen Ausstellung „Fashion Rules“, die derzeit im Kensington Palast gezeigt wird. Der Palast an sich ist schon ein Besuch wert, aber die Ausstellung übertrifft alle Erwartungen. So tiefe Einblicke in das Leben und die Umgebung der Royals bekommt man sonst nirgendwo. Ein Tagesticket beinhaltet nicht nur die „Fashion Rules“ Ausstellung, sondern auch die „Victoria reveals Exhibition“ und die Gemächer der Königin und des Königs, die ebenfalls sehenswert sind. Näher kann man den königlichen Hoheiten kaum sein - man läuft über den königlichen Teppich und schaut in den hoheitlichen Spiegel. Den Royals ganz nah sein, dieses Phänomen gilt gleichermaßen auch für die Mode.

Nicht erst seit Kate Middleton prägt der Stil der britischen Royals die Mode und dient als Inspiration für Modeinteressierte sowie Fans der Königsfamilie. Mitte des 20.Jahrhunderts startete der Hype um das Königshaus mit der Krönung der derzeit regierenden Queen Elisabeth.

von links nach rechts: Die drei feschen Royals: Lady Diana, Prinzessin Margaret und Königin Elisabeth
Die „Fashion Rules“ Ausstellung befasst sich mit den Modetrends der letzten Dekaden und den entsprechenden royalen Persönlichkeiten, für die man sich schon damals brennend interessierte. Kernfrage der Ausstellung: Welche Moderegeln herrschten in der jeweiligen Zeit und wie wurden Sie von Queen Elisabeth, ihrer Schwester Margaret und von Prinzessin Diana eingehalten? Wurden die Regeln gebrochen oder befolgt? Die Ausstellung hält was sie verspricht und lässt keine Fragen offen. An den atemberaubenden Kleidern und den gelungenen Kurzfilmen über die drei weiblichen Blaublüterinnen kann man sich nicht sattsehen, denn man entdeckt immer wieder Neues.

Queen Elisabeth steht für die 50er, Prinzessin Margret repräsentiert die 60er und 70er Jahre bis hin zu Lady Diana die vor allem den Stil der 80er widerspiegelt. Es geht nicht nur um die damalige Mode, sondern wird auch gezeigt wer, wann, zu welchem Anlass was genau trug und warum. Mode war damals noch Diktat, besonders das royale Korsett und die Etikette schrieben genaue Regeln vor nach denen sich die Frauen zu kleiden hatten. Die eine folgte diesen Regeln strenger, die andere lockerer. Interessant zu sehen ist wie sich die Mode und der Umgang mit dieser entwickelt hat.

Völlig außen vor gelassen wurden jedoch die Nullerjahre. Für diese Dekade würde Herzogin Cathrine stehen, ein moderner Royal, die zwar den strengen Regeln des Palastes folgt, sich klassisch kleidet, jedoch auch trendy und modern sein will. Eine modische Erscheinung ist ihr sehr wichtig. Sie trägt was sie will und es müssen auch nicht immer Designer sein. Eins müssen die Outfits aber immer haben: Stil. Genau das gilt auch für die anderen drei Damen der Ausstellung. Alle drei standen ebenfalls im Rampenlicht und mussten sich gut verkaufen was guten Stil und gute Kleidung voraussetzt. Doch Queen Elisabeth hatte am meisten zu verlieren. Sie ist die Frau mit der höchsten Stellung und bekommt damit auch am meisten Aufmerksamkeit. Sie muss besonders darauf achten was sie trägt. Wer nimmt schon eine Königin ernst, die sich kleidet wie eine Bordsteinschwalbe oder das andere Extrem, eine graue Maus? Besonders bei den Männern musste sie sich behaupten und das in der damaligen Gesellschaft wo Emanzipation noch keine breite Akzeptanz hatte. Sie ist Königin von Großbritannien und das Volk muss sie ernst nehmen, respektieren und ihr vertrauen. Das alles muss sie unter anderem mit ihrem Äußeren und ihrer Kleidung symbolisieren. Eine taffe Aufgabe, die sie in ihren über 60 Jahren Amtszeit sehr gut gemeistert hat. Dies gelang ihr mithilfe der besten Schneider und Designer der Zeit wie Hardy Amies und Norman Hartnell. An Stylisten war damals nicht zu denken, diese Aufgaben übernahmen die Couturiers. Sie entwarfen edle Abendkleider für Bälle, Staatsempfänge und andere wichtige Events wie die Krönung der Queen 1953. Damals wurden die Kleider in der Sanduhr Silhouette geschnitten, das heißt eine enge Taille gepaart mit einem nach unten weiten Rock. Die Kleider waren pompös und handwerklich sehr aufwendig. Ein paar davon sind auch im Kensington Palast zu bestaunen. Ein solches Meisterwerk der Handarbeit mit tausenden aufgenähten Perlen und Verzierungen gibt es heutzutage nur noch in Paris auf den Haute Couture Schauen. Eindrucksvoll werden diese modischen Meisterwerke in Glaskästen platziert und mit Scheinwerfern angestrahlt. Die Perlen und Steine funkeln, die Stoffe glänzen, am liebsten würde man diese Kleider anfassen. Für die Queen eine alltägliche Selbstverständlichkeit.

Ein wenig freier war es bei ihrer Schwester Margaret, die sich modisch mehr austoben durfte und deshalb als „royal rebel“ bezeichnet wurde. Rebellisch trug sie was sie wollte und richtete sich nicht nach den damaligen Etiketten des Könighauses sondern orientierte sich an den neuesten Modetrends. Sie liebte die Mode und beschäftigte sich ausgiebig mit dieser. Besonders in den Sechzigern, den Swinging Sixties, waren Regeln dazu da um gebrochen zu werden. Die Jugendmode geprägt von der Musikszene verbannte die Couture aus dem Alltag. Auf der Carnaby Street und der Kings Road wurden Boutiquen hip, die keine Couturekleider führten, sondern Miniröcke und Jugendmode. Die Mode änderte sich, Street Wear setzte sich durch. Der „Youthquake“ wurde durch die Vogue Chefredakteurin Diana Vreeland ausgerufen. Die Mode wurde freier, jünger und frecher.
Währenddessen heiratete Margaret den Modefotografen Anthony Armstrong Jones. Er nannte Margaret „One hip chick“, eine flottes Bienchen dass sich zu kleiden weiß. Margaret trug wonach ihr der Sinn stand, sie hatte die freie Auswahl zwischen Dior, Balenciaga und anderen Designern. Anders bei Queen Elisabeth, die sich nur von britischen Modemachern ausstatten ließ, um die eigenen Reihen zu fördern. Die Queen war und ist ihrem Land treu.

Die Achtziger waren die Jahre von Prinzessin Diana. Glamour, Schulterpolster und ganz viel Glitzer waren für diese Zeit typisch. Allen voran Diana, die man „Dynasty-Di“ nannte, nachdem sie sich genau so kleidete wie die Frauen der Fernsehsendung „Dynasty“, zu deutsch der „Denver Clan“. Die Kleider waren pink, puffig, pompös, doch damit war der rosa Wattebausch Look noch nicht komplett: die Haare waren toupiert, voluminös geföhnt und schillerndes Make-up mit pinken Lippen und blauem Kajal wurde aufgelegt. Diana war anfangs nicht die Stilsicherste, bis sie von der Designerin Catherine Walker beraten wurde. Sie führte das „diplomatic dressing“ weiter, wie es schon Queen Elisabeth machte. Auf Staatsbesuchen passte sie sich den Farben und Stilen der Länder an in die sie reiste. Ein cleverer Schachzug der Sympathie vermittelte.


Die in der Ausstellung „Fashion Rules“ vorgestellten Dekaden wurden räumlich voneinander getrennt. Jede Dekade und Person bekam einen Raum des Kensington Palastes, in dem vier bis fünf Couture Kleider zu sehen waren. Begleitet wurde die Person durch einen Film, der in Dauerschleife auf eine Wand projiziert wurde, welcher die Stimmung und Eindrücke der jeweiligen Dekade besonders gut eingefangen hat. Besondere Augenblicke wie die Krönung von Queen Elisabeth waren darin enthalten. An der Wand hingen zur jeweiligen Zeit passend eingerahmte Vogue Cover. Auf Ipads konnte man spielerisch Bilder anklicken, die weitere Informationen über die Designer und die politischen sowie gesellschaftlichen Ereignisse aufzeigte. Des Weiteren konnte man Illustrationen kolorieren und diese dann bei facebook oder anderen sozialen Netzwerken teilen. Die Ausstellung ist cross-medial durchdacht und spricht damit auch das jüngere Publikum an. Interessant wäre aus meiner Perspektive die Weiterführung auf die Jetztzeit gewesen. Anhand von Herzogin Catherine hätte man die modischen Regeln der Nullerjahre aufzeigen können und wie man diese starre, traditionelle Mode der Königshauses geschickt umgeht und trotzdem zur Stilikone wird. Ein kleines Manko, doch wenn man die Gegenwart außer Acht lässt, ist diese Ausstellung absolut sehenswert und sehr informativ. Besonders schön ist die räumliche Aufmachung und Inszenierung der Kleider, sowie die inhaltlichen Erklärungen, die graphisch ansprechend in Serifenschrift an die Wände gemalt wurden.






„Fashion Rules“ ist ein absolutes Muss für Modebegeisterte, die sich für Couturekleider und der damit verbundenen Wertschätzung der Handarbeit interessieren. Außerdem ist die Ausstellung ein umfassender modischer und gesellschaftlicher Überblick über die letzten Dekaden, der nicht nur für Begeisterte des britischen Königshauses spannend ist. Die Ausstellung ist noch bis Sommer 2015 zu sehen und ist definitiv eine Reise wert. Statt sich mit tausend anderen Touristen vorm Buckingham Palast rumschieben zu lassen, bekommt man im Kensington Palast einen deutlich exklusiveren Einblick in das Leben der britischen Royals. 


The Kensington Palace
Kensington Gardens 
W8 4PX Kensington 

London 
England

http://www.hrp.org.uk/KensingtonPalace/

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